Juni 2018

04JunGanztätig30Stadt der Zukunft – Der WorkshopGöttingen

Ein Projekt in Kooperation mit dem Max-Planck-Gymnasium

Vom 28. – 31. Mai 2018 haben wir nun mit Schülerinnen und Schülern der Jahrgänge 8 – 11 unseren Workshop zu Stadtutopien durchgeführt. Am ersten Tag erkundeten die Jugendlichen, ausgerüstet mit Kameras und Fragebögen, in sechs Gruppen die Göttinger Innenstadt, um sich mit Themen und Fragen des Städtebaus vertraut zu machen. Sie hatten die Aufgabe, einerseits Dinge zu fotografieren, die ihnen besonders gefielen, andererseits solche, die ihr Mißfallen erregten. Die Fragebögen lenkten zudem die Aufmerksamkeit auf Themen wie Verkehr, Stadtgrün, besondere Gebäude oder öffentliche Plätze. Im Anschluss bereiteten sie ihre Materialien zu einer kleinen Fotopräsentation auf, die sie den jeweils anderen Gruppen vorstellten und erläuterten. Hier stand verständlicherweise noch mehr die Architektur, also Beispiele als schön oder nicht schön empfundener Gebäude im Vordergrund, weniger Fragen der Stadtplanung.

Darum ging es dann gezielt ab dem zweiten Tag mit dem Architekten Hubert Schelle. Gemeinsam wurde eine Stoffsammlung erarbeitet, in der bereits die Komplexität des Themas sichtbar wurde. Als Oberbegriffe kristallisierten sich Wohnen und Arbeiten, Verkehr, Mikroklima, Freizeit, Infrastruktur und Einkaufen heraus. Platznot/Überbevölkerung und schlechte Luft stellten für die Jugendlichen besondere Problemfelder dar. Wir einigten uns darauf, eine wachsende Stadt mit Entwicklungsmöglichkeiten zu konzipieren. Ausgehend von einem Zentrum als Keimzelle mit verschiedenen Subzentren, in konzentrischen Kreisen angelegt und mit vielen grünen Luftschneisen versehen. Der nächste Schritt war die Entwicklung eines Flächennutzungsplanes. Zuvor musste allerdings entschieden werden, ob alle an einem Modell arbeiten wollten oder an verschiedenen. Zur Anregung hatte Hubert Schelle noch Bilder teils utopischer, teils schon, zumindest in Teilen, verwirklichter Stadtmodelle mitgebracht, darunter eine „Walking City“ oder „Space Cities“. Die SchülerInnen griffen dann die Idee einer „Green City“ und die einer „Floating City“ auf und somit hatten wir zwei etwa gleich große Gruppen.

In den „Planungsbüros“ wurde zunächst heftig über das richtige Vorgehen und die Prioritäten diskutiert. Auf die Frage der SchülerInnen, ob das in Wirklichkeit auch so wäre, antwortete Hubert Schelle: „Noch viel schlimmer.“ Die Gruppe „Schwimmende Stadt“ ging in ihren Vorarbeiten deutlich stadtplanerischer vor. Ihre Entwürfe zum Flächennutzungsplan, zur Anlage der Gesamtstadt und zur Ausgestaltung des Zentrums sind sehr überlegt und detailliert. Die Gruppe „Grüne Stadt“ hielt sich nicht so lange mit der Ausarbeitung ihrer Pläne auf, wie der Architekt sich das gerne gewünscht hätte. Das machte sie aber durch gestalterische Kreativität und handwerkliches Geschick wieder wett. Die Lust am Bauen, also an der Umsetzung der Ideen im Modell, war einfach übermächtig. Da bremste auch das mühsame maßstabsgetreue Umrechnen nicht, obwohl teilweise die Köpfe rauchten. Ein kurzer Schock war die Erkenntnis, dass auf einer Platte von 120 x 120 cm z.B. die Wohnhäuser bei Maßstäben von 1:5.000 bzw. 1:7.500 nur millimeterklein ausfallen. Das musste ja alles aus dünnen Leisten geschnitten und aufgeklebt werden. Eine Gruppe von Mädchen hat sich außerordentlich verdient gemacht um die Produktion des Stadtgrüns aus kleinen Schnipseln Schaumstoff, bestreut mit Sägespänen und mit Farbe angemalt.

Natürlich war die Zeit zu kurz, um vollständige Modelle zu bauen. Beide Gruppen mussten Prioritäten setzen und beispielhafte Ausschnitte ihrer Stadt wählen, um einen Eindruck ihrer Idee zu vermitteln. Sowohl zentrale kommunale Einrichtungen als auch Blickachsen, Luftschneisen oder Sehenswürdigkeiten wollten berücksichtigt sein. Bemalte, unbebaute Flächen geben an, wie man sich den Rest vorzustellen hat.

Es sind zwei sehr unterschiedliche Modelle entstanden, beide auf ihre Art fantastisch: die grüne Stadt „VIRIDINA“ (abgeleitet vom lateinischen viridis=grün) und die schwimmende Stadt „ISOTOPIA“ (griechisch: isos=gleich, topos=Ort). Gemeinsam ist ihnen das Bedürfnis der Jugendlichen nach Aufenthaltsqualität im privaten wie im öffentlichen Raum, gesunder Luft sowie Teilhabe aller BewohnerInnnen an den städtischen Einrichtungen und am öffentlichen Leben. Viele Gedanken, die sich die Schülerinnen und Schüler zum Verkehr, zur Energieversorgung oder Abfallentsorgung gemacht haben, sind in den Modellen natürlich nicht sichtbar. Ihre Konzepte für die Stadt der Zukunft sehen Wind- und Solarenergie vor, viel mehr Fahrräder und sauberen ÖPNV, Abfallvermeidung und Recycling.

Sowohl Tina Lüers, die Lehrerin, als auch Hubert Schelle meinten zum Schluss, dass bei dem Workshop viel mehr herausgekommen sei, als sie anfangs vermutet hätten. Ein großes Lob an die Schülerinnen und Schüler für ihre engagierte Arbeit!

Die Ergebnisse werden zum Schulfest am 25. Juni vorgestellt sowie in der Jahresdokumentation und einer eigenen kleinen Broschüre der Kunstvermittlung des Kunstvereins Göttingen präsentiert.

Die Fotos auf dieser Seite stammen von Peter Heller und Anne Moldenhauer.

Das Projekt wird gefördert von der VGH-Stiftung und KUNST e.V.

Datum

4. Juni (Montag) - 30. Juni (Samstag)

Veranstaltungsort

Göttingen

Göttingen

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