Juni 2017
18JunGanztätig31JulAnna McCarthyWhat Are People For?Künstlerhaus
♪ There’s a skeleton family that sits around in my back alley. Their skin obviously got too old and saggy, they threw it in the bin with a ghastly grin, as
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There’s a skeleton family that sits around in my back alley. Their skin obviously got too old and saggy, they threw it in the bin with a ghastly grin, as I said, in my back alley.*
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Mit What Are People For? präsentiert der Kunstverein Göttingen die erste institutionelle Einzelausstellung der britischen Künstlerin Anna McCarthy in Deutschland. McCarthys Arbeitsweise zeichnet sich durch schwarzen Humor, Intelligenz, politische Widerständigkeit und journalistisches Interesse an gesellschaftlichen Themen aus.
Im Kunstverein Göttingen setzt sich Anna McCarthy mit der Produktion und Rezeption aktueller Nachrichten auseinander. In Anlehnung an den Dispositiv-Begriff werden Ausstellungen dabei als „Anordnungen“ verstanden, die konstitutiv für die Ordnungen des Wissens einer Gesellschaft/Kultur sind und so Deutungsinstanzen und Auslegungsangebote vergangener wie aktueller Ereignisse bilden und hinterfragen. Der üblichen linearen Erzählweise, mit der gegenwärtige wie historische Ereignisse oftmals beschrieben werden, setzt McCarthy einen subjektiven (Forschungs-)Ansatz entgegen. McCarthys Video-Serie „HTSAR TV“, die 2016 am Lenbachhaus München entstanden ist und im Kunstverein Göttingen erstmalig in voller Länge gezeigt wird, beschreibt die politische Weltsituation als einen globalen „state of emergency“: eine Gegenwartsvision, in der Vernunft und soziale Verantwortung keine Rolle mehr spielen und stattdessen politischer Populismus die Meinungsbildung und das Regime übernommen hat. Verankert in realen Situationen und Ereignissen reagierte die Serie, wie der Tagesjournalismus auch, schnell auf die aktuellen Ereignisse der Zeit – etwa auf den angeblichen türkischen Putschversuch im Sommer vergangenen Jahres. Die Videos zeigen eine Art Real-Dystopie und gleichzeitig unsere nicht-intentionale wie intentionale Unfähigkeit der herrschenden politischen Situation etwas entgegenzusetzen: „I have turned off all news push notifications“, resigniert die „HTSAR TV“-Journalistin im Sommerurlaub. Den Videos stellt McCarthy eine Reihe installativer Arbeiten zur Seite, die die Themen Menschlichkeit, hierarchische Machtverhältnisse sowie die Figur des Sündenbocks, die bereits in der Videoserie auftauchen, aufgreifen und weiterentwickeln. „People-killing Pizza Machine“ und „Cucking Stool“ (dt. Schandstuhl) – zwei Installationen, die McCarthy als „Rubbish Torture Instruments“ beschreibt – sind grobe, aus Müll hergestellte und nicht funktionstüchtige, lächerliche Foltermaschinen. Die Installationen bestehen aus einzelnen Fundstücken, die sich ständig verändern können, aber dennoch durch ihre Überlagerung ein Ganzes, eine Struktur im Chaos ergeben.
Für den Kunstverein Göttingen erweitert sie ihre künstlerische Recherche um das Thema der Jagd und Schnitzeljagd und folgt diesem Forschungsstrang, idiosynkratisch und assoziativ, über das Fährtenlegen mit Anis bis hin zur Terrierdame „Trump“, der Stammmutter der Rasse Jack Russell, und absichtlich geschaffenen Irrwegen, die über bröckelnde Mauern und durch Fleischberge führen.
McCarthy verfolgt in ihren Arbeiten einen interdisziplinären Ansatz, um persönliche Fiktionen mit den aktuellen politischen, kulturellen, ökologischen und sozialen Veränderungen unserer Zeit zu verbinden und fast konspirative Verknüpfungen zwischen persönlichen und aktuellen gesellschaftlichen Ereignissen zu schaffen. Ihre Arbeitsweise basiert dabei immer auf Improvisation und Intuition, sodass Zufälle und Fehler – auch in der Recherche – grundlegende Elemente ihrer Praxis sind. Anna McCarthys Werk ist auf beeindruckende Weise vielfältig und allumfassend; so arbeitet sie unter anderem in den Medien Zeichnung, Malerei, Installation, Musik, Video, Performance und Künstlerbuch. Ihre Arbeiten, die Bilder, Skulpturen und Filme, entstehen oftmals aus gefundenen, zurückgelassenen Objekten aus dem eigenen Haushalt oder von der Straße. Im Ausstellungsraum entwickelt McCarthy aus diesen verschiedenen Elementen und Einzelteilen eine visuelle Erlebniswelt, in der die Besucherinnen und Besucher auf eine gedankliche Schnitzeljagd gehen können.
Angelehnt an die Ausstellung in Göttingen entsteht das Künstlerinnenbuch „What Are People For?“ von Anna McCarthy, das als assoziative, inhaltliche Erweiterung zu ihren Arbeiten im Ausstellungsraum zu verstehen ist.
- Lyrics © Anna McCarthy
Fotos zur Ausstellung:
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- Anna McCarthy: The witch (self portrait), 70×90, Oil and acrylic on wood, 2017. Courtesy Anna McCarthy and SPERLING, München, Foto: Lucie Marsmann
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- Anna McCarthy: Guarder of the peace, 135×135, Emulsion charcoal on canvas, framed, 2017. Courtesy Anna McCarthy and SPERLING, München, Foto: Lucie Marsmann
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- Anna McCarthy: Westwood Crumbs, 200×80, Paper and mixed media collage on canvas, 2017. Courtesy Anna McCarthy and SPERLING, München, Foto: Lucie Marsmann
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- Anna McCarthy: Cucking Stool, detail. Courtesy Anna McCarthy and SPERLING, München, Foto: Lucie Marsmann
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- Anna McCarthy: Cucking Stool, detail. Courtesy Anna McCarthy and SPERLING, München, Foto: Lucie Marsmann
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- Anna McCarthy: Cucking Stool,dimensions variable, 2016; Westwood Crumbs, 200×80, Paper and mixed media collage on canvas, 2017; Guarder of the peace, 135×135, Emulsion charcoal on canvas, framed, 2017. All works courtesy Anna McCarthy and SPERLING, München: Foto: Lucie Marsmann
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- Anna McCarthy: Meat Dealer Coat, 110×140, Paper collage on leather, 2017; HTSAR TV: Hijack, HD-video 10 min, July 2016; Cucking Stool,dimensions variable, 2016; Westwood Crumbs, 200×80, Paper and mixed media collage on canvas, 2017. All works courtesy Anna McCarthy and SPERLING, München, Foto: Lucie Marsmann
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- Anna McCarthy: Fleischmantel, 145×100, Paper collage on leather, 2017. Courtesy Anna McCarthy and SPERLING, München, Foto: Lucie Marsmann
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- Anna McCarthy: HTSAR TV: Fake News, HD video 10 min, October-December 2016; Fleischmantel, 145×100, Paper collage on leather, 2017. All works courtesy Anna McCarthy and SPERLING, München, Foto:Lucie Marsmann
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- Anna McCarthy: People-killing Pizza Machine, Variable dimensions, Mixed media, 2017. Courtesy Anna McCarthy and SPERLING, München, Foto: Lucie Marsmann
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- Anna McCarthy: People-killing Pizza Machine, Variable dimensions, Mixed media, 2017. Courtesy Anna McCarthy and SPERLING, München, Foto: Lucie Marsmann
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- Anna McCarthy: People-killing Pizza Machine, Variable dimensions, Mixed media, 2017. Courtesy Anna McCarthy and SPERLING, München, Foto: Lucie Marsmann
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- Anna McCarthy: People-killing Pizza Machine, Variable dimensions, Mixed media, 2017. Courtesy Anna McCarthy and SPERLING, München, Foto: Lucie Marsmann
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- Anna McCarthy: People-killing Pizza Machine, Variable dimensions, Mixed media, 2017. Courtesy Anna McCarthy and SPERLING, München, Foto: Lucie Marsmann
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- Anna McCarthy: People-killing Pizza Machine, Variable dimensions, Mixed media, 2017. Courtesy Anna McCarthy and SPERLING, München, Foto: Lucie Marsmann
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- Anna McCarthy: Millimeter Skins, series of 7, 65×85, Acrylic on paper, nails, 2017. Courtesy Anna McCarthy and SPERLING, München, Foto: Lucie Marsmann
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- Anna McCarthy: Hairy Hermit Humphrey (Onuphrius), 140×65 Ink, paper collage, mixed media on canvas, 2017. Courtesy Anna McCarthy and SPERLING, München, Foto: Lucie Marsmann
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- Anna McCarthy: Girlie Tetris, 100×35, Paper and mixed media collage on cardboard framed, 2017. Courtesy Anna McCarthy and SPERLING, München, Foto: Lucie Marsmann
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- Anna McCarthy: What Are People For?, Installation view. All works courtesy Anna McCarthy and SPERLING, München, Foto: Lucie Marsmann
Datum
18. Juni (Sonntag) - 31. Juli (Montag)
Veranstaltungsort
Künstlerhaus
Gotmarstraße 1, 37073 Göttingen