September 2017

11SepGanztätig31Dez"Ein Haus – eine Welt" – Berichte zur ProjektwocheGöttingen

Die Projektwoche ist beendet, der Titel hat sich gewandelt von „Gemeinsames Haus“ zu „Ein Haus – eine Welt. Gemeinsam bauen wir Zukunft“. Geblieben ist das „gemeinsam“ als Dreh- und Angelpunkt unserer Aktivitäten, unserer künstlerischen oder kognitiven Erwartungen und Erkenntnisse. Egal, was die einzelnen Projektpartner jeweils in den Vordergrund stellten, die Kreativität, das Künstlerische oder das Lehren und Lernen, die Ergebnisse oder den Prozess, wir haben dies alles gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern erlebt und erarbeitet. Hier zwei Berichte aus unterschiedlicher Sicht. Einmal von Jana Probst, die die Gruppe Öffentlichkeitsarbeit begleitet hat, und einmal von Uwe Schloen, dem Künstler.

Ein Haus – eine Welt
Für das Projekt „Ein Haus – eine Welt. Gemeinsam bauen wir Zukunft“ haben Schülerinnen und Schüler einer regulären und einer Integrationsklasse der BBS 1 unter der Leitung des Bremer Bildhauers Uwe Schloen gemeinsam ein provisorisches Haus gebaut. In vier Gruppen beschäftigten sich die Schülerinnen und Schüler mit dem Hausbau selbst, der filmischen Dokumentation, Öffentlichkeitsarbeit und der Organisation der Vernissage.

Sich austauschen, die Dinge aus der Sicht eines Anderen sehen, und als Team zu agieren – das waren die erklärten Ziele dieses Projektes, das gemeinsam von der Kunstvermittlung des Kunstvereins Göttingen und dem KAZ in Kooperation mit dem Stadtradio Göttingen und der Ländlichen Erwachsenenbildung (LEB) ins Leben gerufen wurde. Den circa 35 Schülerinnen und Schüler der BBS1, die mitgearbeitet haben, stand bei der schulinternen Präsentation des dokumentarischen Films mehrmals das Grinsen ins Gesicht geschrieben. Sie alle haben einander besser kennengelernt in diesen fünf Tagen, haben diskutiert und sind doch anderer Meinung gewesen, aber etwas nehmen sie aus dieser Erfahrung mit: Dass es sich lohnt, sich anzustrengen, um etwas zu erreichen, und dass sie am Ende auf das Ergebnis ihrer Arbeit stolz sein können.

Selbst die sprachlichen Hürden haben die Jugendlichen dabei überwunden: Das Team, das zusammen mit dem Künstler sein handwerkliches Geschick beim Hausbau unter Beweis gestellt hat, schien sich scheinbar fast ohne Worte zu verständigen. Die geflüchteten Schüler fügten sich nahtlos in die Gruppen ein, und stachen oftmals mit besonderem Arbeitseifer hervor. Und es gab auch einiges zu tun: Das Team Öffentlichkeitsarbeit war unermüdlich mit Aufnahmegeräten und Mikrophonen unterwegs, um Mitschüler und andere Beteiligte für den geplanten Radiobeitrag zu interviewen, der im Stadtradio gesendet wird. Das Film-Team war mit seiner Kamera überall präsent und wird mit der Unterstützung von Tobias Weide vom LEB einen zwanzigminütigen Film produzieren. Um die Organisation der Abschlussveranstaltung und einer Foto-Ausstellung kümmerte sich das Team um Anne Moldenhauer und Suse Köwing vom KAZ. Sowohl die Teamleiter wie auch die Lehrkräfte der BBS1 sind am Ende stolz auf die Kreativität und den Eifer ihrer Schüler. Auch Uwe Schloen sieht seine Erwartungen an das Projekt erfüllt: „Im Endeffekt, dass da ein Symbol steht für diese Woche und für dieses gemeinsame Arbeiten, und dass es die Schüler ein bisschen mehr zusammen gebracht hat.“

Die Ergebnisse werden am Freitag, 29. September, um 10:00 Uhr in der Aula der BBS1 Arnoldi-Schule gezeigt. Das Haus kann noch bis zum 24. November werktags auf dem Gelände der Schule besichtigt werden. (Jana Probst)

Gemeinsames Haus

Acht Jugendliche aus unterschiedlichen Ländern.
Baumaterialien aus unterschiedlichen Ländern. Sie sehen zwar alle gleich aus, die Nägel, Platten und Schilder, aber zu wissen, sie kommen aus Tschechien, Polen, Italien oder Estland macht es aus.
Das Wissen, immerhin sind wir an einer Schule.
Wer ist hier eigentlich der Fremde? Immer der andere, in diesem Fall der Künstler.
Wie Haus bauen? In einer Woche und mit dem Material?
Sich kennenlernen und zweimal fragen, wie der andere eigentlich heißt. Es sofort wieder vergessen, aber nachdem man sich auf den Daumen geschlagen hat, fällt es einem wieder ein.
Herr Uwe, komischer Name, vielleicht ist auf Dauer Uwe doch einfacher. Na gut, man kann ja mal anfangen, um dann schnell zu merken, das macht Spass.
Auch und gerade wegen den anderen.
Anfangs macht die eigene Freiheit Schwierigkeiten, selbst entscheiden, wo was hin soll.
Dann gibt es kein Halten mehr.
Die Vorgabe, Ihr arbeitet zu sauber, zu genau, dass muss richtig Scheiße aussehen, fruchtet und bringt Resultate. So schwer ist das gar nicht mit der Freiheit.
Jetzt nicht eingreifen, einfach laufen lassen, auch wenn man es anders sieht, auch für mich ein Lernen.
Wir haben wenig darüber gesprochen, welchen Symbolwert das Haus in der Kunst hat, wie es philosophisch zu betrachten ist, sich den Raum dafür zu nehmen, in der Schule, in der Gesellschaft.
Wir haben es einfach gemacht, und es war für mich lehrreich, evtl auch für die Schüler.
Ein Austausch, ich habe eine Menge mitgenommen, nicht nur übrig gebliebenes Material, sondern auch Ideen und ich weiß jetzt, dass man bei einem selbstgedrehten Video auf jeden Fall laut schreien muss.
Gemeinsam Haus bauen, Digga, ist besser als einsam.
(Uwe Schloen)

Das Projekt wird gefördert von der Niedersächsischen Lotto-Sport-Stiftung und dem Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur.

Die wunderbaren Fotos stammen von Jan Vetter.

Fotogalerie:

Datum

11. September (Montag) - 31. Dezember (Sonntag)

Veranstaltungsort

Göttingen

Göttingen

X